Sterben Menschen mit Down-Syndrom aus?
Bezieht sich diese Frage auf die gesamte Weltbevölkerung, lässt sie sich verneinen. Ob in Zukunft jedoch in einzelnen Regionen der Welt keine Menschen mit Down-Syndrom mehr geboren werden, bleibt offen.
Für Europa liegen aktuelle Schätzungen der Lebendgeburten vor: Die Autoren de Graaf, Buckley und Skotko verglichen anhand der Register der europäischen Länder, wie sich die Geburten von Menschen mit Down-Syndrom von 1901 bis 2015 entwickelt haben. In ihrer 2020 im European Journal of Human Genetics erschienenen Publikation findet sich die Schätzung, dass es in Europa in den letzten Jahren durchschnittlich 8031 jährliche Geburten von Kindern mit Down-Syndrom gab. Ohne selektive Schwangerschaftsabbrüche (variabel in den einzelnen Ländern) wären es 17331 Geburten pro Jahr, woraus sich ein geschätzter durchschnittlicher Rückgang der Lebendgeburtenprävalenz um 54 % ergibt.
An solchen statistischen Vergleichen lassen sich gewisse Tendenzen ablesen, die u.a. mit der Entwicklung der pränataldiagnostischen Verfahren in den letzten Jahren zusammenhängen. Im 21. Jahrhundert wurden die nicht-invasiven pränatalen Tests (NIPT) entwickelt und finden verbreitete Anwendung. Ein positives Testergebnis, d.h. ein Verdacht auf das Vorliegen einer Trisomie 21, führt häufig zur Entscheidung, die Schwangerschaft zu beenden. Genaue Daten darüber werden in Deutschland, bis auf die Register in Sachsen-Anhalt und in Mainz, nicht erfasst.